SHCS

Swiss HIV Cohort Study

& Swiss Mother and Child HIV Cohort Study

Vannappagari et al., Fehlbildungsraten unter Dolutegravir in der Schwangerschaft

11th February, 2020

Fehlbildungsraten unter Dolutegravir in der Schwangerschaft.    Journal of Acquired Immune Deficiency Syndrome

Der Integrasehemmer Dolutegravir ist eine der am häufigsten eingesetzten HIV-Substanzen weltweit. In einer früheren Studie in Botswana/Afrika fanden sich Hinweise, dass Dolutegravir bei den Neugeborenen von Frauen, welche zum Zeitpunkt der Empfängnis unter Dolutegravir standen, eine erhöhte Rate an Rückenmarksfehlbildungen hervorgerufen hat. Die aktuelle Studie hat nun die Daten zu Dolutegravir und Fehlbildungen in der Schwangerschaft mit einer grösseren Anzahl Patientinnen nochmals analysiert. Das Ergebnis der Studie war: es gibt momentan keine klaren Signale, dass Dolutegravir tatsächlich zu einer erhöhten Rate an Fehlbildungen bei Neugeborenen führt. Weshalb auch nach dieser Studie dennoch gewisse Unsicherheiten verbleiben, lesen sie weiter unten.

Die Daten von HIV-positiven schwangeren Frauen werden – sofern ihr Einverständnis vorliegt – in weltweiten Registern gesammelt. In diesen Registern werden unter anderem die HIV-Medikamente, welche in der Schwangerschaft eingesetzt wurden, und Fehlbildungen am Neugeborenen erfasst. Für die aktuelle Studie wurden nun Daten von zwei weltweiten Registern analysiert, um die Frage beantworten zu können, ob der Einsatz von Dolutegravir in der Schwangerschaft zu einem erhöhten Risiko für Fehlbildungen des Neugeborenen führt.

Im ersten Register wurden insgesamt 265 Schwangerschaften unter Dolutegravir untersucht. 173 Schwangere waren zum Zeitpunkt der Empfängnis oder im ersten Trimenon (erster Drittel der Schwangerschaft) unter Dolutegravir, 92 Schwangere im zweiten oder dritten Trimenon. Bei diesen 265 Schwangerschaften kamen 255 Neugeborene (darunter 9 Zwillingspaare) auf die Welt. Es ergaben sich 6 Schwangerschaftsabbrüche, 11 Fehlgeburten und 2 Totgeburten. Fehlbildungen traten bei 7 (2.7%) der 255 Neugeborenen auf. Fünf Fehlbildungen (3.1%) traten bei Neugeborenen von Müttern auf, welche zum Zeitpunkt der Empfängnis oder während des ersten Trimenon unter Dolutegravir gestanden hatten.

Im zweiten Register wurden insgesamt 100 Schwangerschaften gemeldet, von welchen in 84 Fällen die Daten analysiert werden konnten. Es traten 81 Lebendgeburten, 1 Totgeburt, 1 Schwangerschaftsabbruch und 1 Fehlgeburt auf. Bei den 81 Lebendgeburten wurden 42 Schwangere zum Zeitpunkt der Empfängnis oder im ersten Trimenon mit Dolutegravir behandelt, in 21 Fällen im zweiten und in 17 Fällen im dritten Trimenon. Bei einer Geburt war der Behandlungszeitpunkt mit Dolutegravir unklar. Fehlbildungen traten bei 4 (4.9%) Neugeborenen auf. Drei Fälle betrafen die 42 Frauen (7.1%), die zum Zeitpunkt der Empfängnis oder während des ersten Trimenon unter Dolutegravir gestanden hatten.

Zusammenfassend konnte in der vorliegenden Studie bei 198 Neugeborenen von Müttern, welche zum Zeitpunkt der Empfängnis oder während des ersten Trimenons unter Dolutegravir gestanden hatten, keine erhöhte Fehlbildungsrate gefunden werden. Die häufigste Fehlbildung betraf zudem die Mehrfingrigkeit, welche zu den häufigsten Fehlbildungen überhaupt gehört. Keine einzige Fehlbildung des Neugeborenen betraf das Rückenmark. Diese Daten sind beruhigend in Bezug auf den zukünftigen Einsatz von Dolutegravir in der Schwangerschaft. Allerdings war die Anzahl der untersuchten Schwangerschaften in den vorliegenden beiden Registern zu klein, um definitive Schlüsse zu Dolutegravir und Fehlbildungsraten bei Neugeborenen ziehen zu können. Weitere Studien sind deshalb notwendig, um diese Frage abschliessend klären zu können.

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