SHCS

Swiss HIV Cohort Study

& Swiss Mother and Child HIV Cohort Study

Surial et al., Gewichtszunahme nach Umstellung von Tenofovir disoproxil auf Tenofovir alafenamid

21st April, 2021

Gewichtszunahme nach Umstellung von Tenofovir disoproxil (TDF) auf Tenofovir alafenamid (TAF)

Das Medikament Tenofovir ist aufgrund der ausgezeichneten Wirksamkeit und Verträglichkeit ein wichtiger Bestandteil der HIV Kombinationstherapien. Die früher weit verbreitete Form Tenofovir disoproxil fumarat (TDF) wurde mit einer Nierenerkrankung (der sogenannten proximalen renalen Tubulopathie) sowie der Entwicklung von Knochenschwund in Verbindung gebracht. Die neuere Formulierung Tenofovir alafenamid (TAF) verursacht diese unerwünschten Nebenwirkungen nicht. Deshalb wurde bei sehr vielen Menschen mit HIV die Therapie von TDF auf TAF umgestellt.

Frühere Studien bei Personen, die neu eine HIV-Therapie mit TAF begannen, wiesen darauf hin, dass TAF im Vergleich zu TDF möglicherweise mit einer stärkeren Gewichtszunahme und steigenden Blutfettwerten in Verbindung steht. Die hier besprochene SHCS Studie untersuchte 3‘484 Personen, die von einer TDF- auf eine TAF-basierte HIV Therapie wechselten, und verglich den Gewichtsverlauf mit 891 Personen, die eine Therapie mit TDF behielten. Nach 18 Monaten nahmen Personen, die von TDF auf TAF wechselten, deutlich stärker zu (1.7 kg) als diejenigen, die TDF behielten (0.7 kg). Dieser Effekt zeigte sich in allen Untergruppen der Studie und war mit allen HIV Kombinationsbehandlungen nachweisbar. Von den Personen, die zu Beginn der Studie ein normales Gewicht hatten, entwickelten unter TAF 13.8% Übergewicht oder eine Adipositas, verglichen mit 8.4% unter TDF. Zugleich kam es zu einem Anstieg der Blutfettwerte bei den Studienteilnehmern, die von TDF auf TAF wechselten. Die Frage, ob diese Stoffwechselveränderungen zur vermehrten Entwicklung von Diabetes führen können, konnte aufgrund des zu kurzen Untersuchungszeitraumes nicht eindeutig beantwortet werden.

Diese Studie zeigt, dass dem Problem der Gewichtszunahme und den begleitenden Stoffwechselveränderungen bei der Umstellung auf TAF vermehrte Aufmerksamkeit zu schenken ist. Anstelle einer vorbehaltlosen Umstellung von TDF auf TAF müssen die Vorteile einer besseren Nierenverträglichkeit und des Vermeidens von Knochenschwund mit den Nachteilen einer möglichen Gewichtszunahme und erhöhten Blutfettwerten in einer individualisierten Beratung abgewogen werden. In kommenden Studien gilt es, die genauen Mechanismen dieser Stoffwechselveränderungen und deren Auswirkungen auf das Auftreten von Herzinfarkten oder Diabetes zu untersuchen. Denn das Ziel ist es, Menschen mit HIV langfristig eine erfolgreiche Therapie ohne negative Auswirkungen anbieten zu können.

Video mit Erläuterung des Autoren der Publikation

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