Treiber für die HIV Epidemie bei Männern, die Sex mit Männer haben, in der SHCS. HIV Medicine
Männer, die Sex mit Männer haben (MSM), stellen in der Schweiz die Hauptrisikogruppe für die Übertragung von HIV dar. Damit diese HIV-Epidemie kontrolliert werden kann, ist es wichtig zu untersuchen, welchen Einfluss gezielte Massnahmen zur Verhinderung von HIV auf die Epidemie haben. Forscher aus der Schweizerischen HIV Kohortenstudie (SHCS) haben deshalb ein mathematisches Modell entwickelt um zu verstehen, welche Massnahmen den grössten Effekt auf die Eindämmung der HIV-Epidemie haben. Die Forscher haben herausgefunden, dass die Einführung der HIV Präexpositionsprophylaxe (PrEP) bei HIV-negativen MSM und eine Erhöhung der HIV-Test Rate mit sofortiger Behandlung der HIV-Infektion die HIV-Epidemie bei MSM am nachhaltigsten bekämpfen kann.
Die Forscher der SHCS haben in ihrem mathematischen Modell die HIV-Epidemie von 2001-2015 simuliert. In ihrem Modell wurden folgende Faktoren berücksichtigt: der Zeitpunkt der Diagnosestellung nach Ansteckung; die Anzahl diagnostizierter, behandelter und erfolgreich therapierter HIV-Infektionen; das Stadium der HIV Infektion (Anzahl Helferzellen) und den Gebrauch von Kondomen beim Sex mit Gelegenheitspartnern.
Gemäss Modell wurden 3.4% der Ansteckungen durch den frühen Beginn einer HIV-Therapie verhindert. Durch das Benutzen von Kondomen beim Sex wurden nur 0.6% der Ansteckungen verhindert. Diese Zahl war deshalb so tief, da in dem Modell ungeschützter Sex vor allem durch MSM praktiziert wurde, welche unter einer wirksamen HIV-Therapie standen und deshalb das HIV nicht auf andere übertragen konnten. Gemäss Modell wurde der grösste Anteil der HIV-Infektionen durch MSM übertragen, welche sich in der Frühphase der Infektion nach Ansteckung befanden. Die Anzahl von Neuansteckungen wurde durch eine Verdoppelung der HIV-Diagnoserate um mehr als zehn Prozent gesenkt. Die Einführung der PrEP bei der Hälfte der MSM, welche ungeschützten Sex mit Gelegenheitspartnern praktizierten, führte zu 22 Prozent weniger HIV-Neuansteckungen.
Zusammenfassend zeigt die Studie, dass der grösste Teil der Ansteckungen bei MSM in der Schweiz durch Personen stattfindet, welche sich in der Frühphase der HIV-Infektion befinden. Eine Erhöhung der HIV Test-Rate mit anschliessender sofortiger Behandlung der neu diagnostizierten Infektionen (« test&treat ») führt deshalb zu einer starken Reduktion von Neuansteckungen. Einen entscheidenden Einfluss auf die HIV-Epidemie hat die Einführung der PrEP bei HIV-negativen MSM mit Risikoverhalten. Die Resultate aus dieser Studie lassen schliessen, dass ein niederschwelliger Zugang zur PrEP und eine regelmässige Testung auf HIV bei MSM mit Risikoverhalten entscheidend sein werden, um die HIV-Epidemie in dieser Risikogruppe beenden zu können.