SHCS

Swiss HIV Cohort Study

& Swiss Mother and Child HIV Cohort Study

Kusejko et al., Komplexe Interaktion zwischen Tuberkulose-Infektion und HIV

3rd February, 2021

Komplexe Interaktion zwischen Tuberkulose-Infektion und HIV.    PLoS Biology

Leiden Menschen an mehreren Infektionskrankheiten, haben diese untereinander immer eine Wechselwirkung. So auch bei HIV-Patientinnen und Patienten: Sind sie zusätzlich mit Tuberkulose infiziert, können sie das HI-Virus besser kontrollieren und es treten seltener opportunistische Infektionen auf. Das haben Forschende aus der Schweizerischen HIV Kohortenstudie (SHCS) in einer Studie erstmals nachgewiesen.

Fast 30 Prozent der Menschen weltweit sind irgendwann im Verlauf ihres Lebens dem Mycobacterium tuberculosis (MTB) ausgesetzt. Bei der Mehrheit der Infizierten bricht die Krankheit aber nie aus. Dabei spricht man von «schlafenden» oder als Fachbegriff von einer latenten Tuberkulose-Infektion. Es ist zwar bekannt, dass eine unkontrollierte HIV-Infektion ein Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Tuberkulose ist; die Wirkung der zugrundeliegenden latenten Tuberkulose-Infektion auf den Verlauf der HIV-Erkrankung ist jedoch weniger gut charakterisiert. Forscherinnen und Forscher aus der SHCS haben diese nun genauer untersucht.

Dazu haben sie alle Teilnehmenden der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie, die irgendwann mal auf Tuberkulose getestet wurden, in drei Gruppen unterteilt:
    • nicht Infizierte,
    • latent Infizierte oder
    • aktiv Infizierte

Insgesamt hatten fast 14’000 Patientinnen und Patienten einen dokumentierten MTB Test in der SHCS Datenbank, davon waren 840 (6%) latent mit MTB infiziert und 770 (5.5%) entwickelten eine aktive MTB Infektion. Mittels statistischen Berechnungen wurde dann die HI-Viruslast dieser Personen festgestellt. Die Forscherinnen und Forscher konnten so nachweisen, dass unbehandelte HIV-Patientinnen und Patienten, welche latent mit MTB infiziert sind, eine tiefere Virenlast der HI-Viren haben, als HIV-Patientinnen und Patienten, die nicht latent mit MTB infiziert waren. Zudem hatten Patientinnen und Patienten mit einer latenten MTB Infektion eine kleinere Chance, eine opportunistische Infektion wie einen Pilzbefall des Mundes oder eine Zungenveränderung verursacht durch das Epstein-Barr Virus zu erleiden.

Die Resultate dieser Studie zeigen exemplarisch, wie komplex Wechselwirkungen zwischen zwei Infektionskrankheiten sein können. Bei Wechselwirkungen von einer Infektion mit einer unabhängigen anderen Infektion spricht man von heterologer Immunität, ein Phänomen, welches momentan weltweit erforscht wird. Zudem zeigt die Studie, dass HIV-Positive mit einer latenten MTB Infektion eine tiefere HI-Viruslast und weniger opportunistische Infektionen haben. Eine latente MTB Infektion könnte also eine schützende Wirkung für andere Erkrankungen haben. In den nächsten Schritten werden die Forschenden versuchen, den durch die Mykobakterien vermittelten Stimulus des Immunsystems therapeutisch zu nützen, zum Beispiel um Impfantworten zu verbessern oder das latente HIV Reservoir – die grosse Hürde für eine Heilung – beeinflussen zu können.

PubMed

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