Antiretrovirale Medikamente und Verkalkung der Herzkranzgefässe. Clinical Infectious Disease
Verschiedene antiretrovirale Substanzen wurden in Studien mit einer koronaren Herzkrankheit, das heisst einer Verkalkung und Verengung der Herzkranzgefässe und Vorstufe eines Herzinfarktes, in Verbindung gebracht. Die Resultate der in den letzten Jahren durchgeführten Studien waren aber nicht einheitlich.
In der hier besprochenen Studie wurde bei 403 Teilnehmenden aus der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie (SHCS), welche alle älter als 45 Jahre alt waren, eine Koronarangiographie durchgeführt. In dieser Untersuchung werden die Herzkranzgefässe mit Kontrastmittel dargestellt, so dass Verkalkungen und Verengungen durch Ablagerungen, sogenannten Plaques, sichtbar werden.
Es gibt verschiedene Arten von Ablagerungen: verkalkte, gemischte und nicht-verkalkte Plaques. Letztere sind am gefährlichsten, da diese Ablagerungen instabil sind, reissen können und dabei zu einem plötzlichen Gefässverschluss, einem Herzinfarkt, führen können.
In der vorliegenden Studie wurde zwischen verkalkten und nicht-verkalkten/gemischten Ablagerungen unterschieden. Mithilfe statistischer Analysen wurde ein Zusammenhang zwischen den am häufigsten verwendeten antiretroviralen Substanzen und den Ablagerungen gesucht.
Bei der Hälfte der Patienten (47%) fanden sich Ablagerungen. Von den 403 Teilnehmenden hatten 38% verkalkte Ablagerungen und 37% nicht-verkalkte/gemischte Ablagerungen. Dabei fand sich ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Abacavir und nicht-verkalkten/gemischten Ablagerungen.
Dieses Resultat unterstützt vorgängige Studien, welche einen Zusammenhang zwischen Abacavir und Herzinfarkt gezeigt haben. Abacavir sollte deshalb bei Personen mit HIV nur noch zurückhaltend und nach einer sorgfältigen Nutzen-Risikoabwägung eingesetzt werden.