Nebenwirkungen auf die Integrase-Hemmer Dolutegravir und Raltegravir. AIDS
Internationale Guidelines empfehlen heutzutage als Ersttherapie für HIV-infizierte Personen den Beginn eines Integrase-Hemmers. Zu den am häufigsten verschriebenen Integrase-Hemmern gehören die Substanzen Dolutegravir und Raltegravir aufgrund ihrer hohen Wirksamkeit und guten Verträglichkeit. In den letzten zwei Jahren wurden vermehrt Studien publiziert, welche von einer erhöhten Nebenwirkungsrate von Dolutegravir auf das Zentralnervensystem berichteten. Die Autoren der hier vorliegenden Studie haben nun in der Schweizerischen HIV Kohortenstudie (SHCS) untersucht, wie oft Nebenwirkungen und Therapieabbrüche auf Dolutegravir im Vergleich zu Raltegravir auftraten. Die Studie kam zu folgendem Schluss: insgesamt traten Nebenwirkungen auf Dolutegravir und Raltegravir nur sehr selten auf, allerdings war die Anzahl Nebenwirkungen welche das Zentralnervensystem betraf minim höher unter Dolutegravir im Vergleich zu Raltegravir.
In der Studie aus der SHCS wurden insgesamt 4’041 Patienten untersucht, darunter 2’901 Personen, welche unter einer HIV-Therapie mit Raltegravir standen und 1’950 Personen, welche eine HIV-Therapie mit Dolutegravir verschrieben erhalten hatten.
Die Rate an Therapieabbrüchen im ersten Jahr nach Beginn der Therapie betrug 15 pro 100 Patientenjahre. Anders ausgedrückt: wenn man 100 Patienten über ein Jahr beobachtete, wurde bei gut einem Sechstel der Patienten die HIV-Therapie umgestellt. Ein virologisches Versagen unter den beiden Integrase-Hemmern war sehr selten und trat nur bei zehn Patienten unter Raltegravir (0.5%) und bei zwei Patienten unter Dolutegravir (0.1%) auf.
Die häufigsten Gründe für eine Therapieumstellung innerhalb des ersten Jahres nach Beginn der HIV-Therapie mit einem Integrase-Hemmer waren der Wunsch des Patienten nach einer anderen Therapie, die Empfehlung des behandelnden Arztes und eine Therapievereinfachung. Nebenwirkungen auf beide Medikamente waren selten und traten in 4.3% der Patienten auf, welche mit Raltegravir behandelt wurden, und in 3.6% der Patienten, welche unter einer Therapie mit Dolutegravir standen. Eine Umstellung der Therapie aufgrund von Nebenwirkungen war bei Frauen signifikant häufiger als bei Männern.
Nebenwirkungen, welche das Zentralnervensystem betrafen, traten unter Dolutegravir doppelt so häufig auf im Vergleich zu Raltegravir. In absoluten Zahlen waren die Unterschiede in der Anzahl Nebenwirkungen zwischen den beiden Medikamenten aber gering und betraf lediglich 33 Patienten unter Dolutegravir (1.7%) und 13 Patienten unter Raltegravir (0.6%). Das Risiko für eine Therapieumstellung aufgrund von Nebenwirkungen auf das Zentralnervensystem war unter Dolutegravir doppelt so häufig im Vergleich zu Raltegravir.
Zusammenfassend zeigte sich bei über 4’000 Personen in der SHCS eine sehr hohe Wirksamkeit der beiden Integrase-Hemmern Dolutegravir und Raltegravir. Nebenwirkungen auf das Zentralnervensystem traten unter Dolutegravir zwar häufiger auf als unter Raltegravir, insgesamt war die Nebenwirkungsrate aber sehr niedrig. Es ist dennoch wichtig, dass Patienten, welche unter einer Therapie mit einem Integrase-Hemmer stehen, über die Möglichkeit von Nebenwirkungen auf das Zentralnervensystem aufgeklärt werden und vom behandelnden Arzt auch spezifisch nach diesen gefragt werden. Im Falle, dass unter Dolutegravir Nebenwirkungen auf das Zentralnervensystem auftreten, ist die Umstellung auf einen anderen Integrase-Hemmer eine valable Option.