Übertragung von antiretroviralen Medikamenten in die Muttermilch und Wirkstoffbelastung des Säuglings. Journal of Antimicrobial Chemotherapy
Seit 2018 können Frauen mit HIV mit nicht nachweisbarer Viruslast stillen, wenn sie dies wünschen. Studien haben in der Tat ein sehr geringes Risiko einer Übertragung von HIV durch die Muttermilch bei antiretroviral behandelten Frauen mit nicht nachweisbarer Viruslast gezeigt. Die bekannten Vorteile des Stillens müssen jedoch auch gegen das Risiko des Säuglings abgewogen werden, der den antiretroviralen Medikamenten in der Muttermilch ausgesetzt ist. Diesbezüglich gibt es nur wenige Daten, insbesondere für die neuen HIV Medikamente.
Das Ziel dieser Studie war es, die Konzentrationen antiretroviraler Medikamente in der Muttermilch zu ermitteln und sie mit den im Blut der Mutter gemessenen Werten zu vergleichen, um den Übergang in die Milch zu bestimmen. Ein weiteres Ziel war es, die tägliche Dosis antiretroviraler Medikamente, die der Säugling während des Stillens einnimmt, zu schätzen und die Konzentrationen antiretroviraler Medikamente in dessen Blut zu messen.
An dieser prospektiven Studie nahmen 21 Frauen teil, die entbunden hatten und stillen wollten. Um stillen zu können, mussten die Frauen eine nicht nachweisbare Viruslast haben, eine gute Medikamententreue aufweisen und einer engmaschigen Überwachung zustimmen.
Es wurde keine Übertragung infolge des Stillens beobachtet. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die HIV Substanz Rilpivirin gut in die Muttermilch übergeht. Hingegen ist der Übertritt von Integrasehemmern unterschiedlich: er ist gering für Bictegravir und Dolutegravir, während er für Raltegravir mäßig hoch ist. Obwohl Bictegravir und Dolutegravir nur in geringen Mengen in die Muttermilch gelangen, sind die Konzentrationen beider Medikamente bei Säuglingen höher. Diese Beobachtung ist darauf zurückzuführen, dass Säuglinge diese beiden Medikamente aufgrund der Unreife des für die Ausscheidung zuständigen Enzyms langsamer ausscheiden. Wie andere HIV-Proteasehemmer geht auch Darunavir/Ritonavir kaum in die Milch über. Schließlich neigen die Reverse-Transkriptase-Hemmer dazu, sich in der Milch zu konzentrieren, mit Ausnahme von Tenofovir Disoproxil Fumarat (TDF), das in sehr geringen Mengen in die Milch gelangt.
Die tägliche Dosis an antiretroviralen Medikamenten, die ein Säugling beim Stillen zu sich nimmt, ist gering und liegt unter dem Expositionsindex von 10% der die allgemein akzeptierte Sicherheitsschwelle beim Stillen darstellt.
Die antiretroviralen Konzentrationen im Blut des Säuglings variieren: für einige antiretrovirale Medikamente (z. B. Tenofovir Alafenamid Fumarat (TAF) oder TDF) fanden sich nicht nachweisbare Konzentrationen während andere antiretrovirale Medikamente (z. B. Dolutegravir). in Konzentrationen vorkommen, die ausreichen, um das Virus zu hemmen Diese Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig eine sehr gute Therapietreue während der Stillzeit ist, um die Entwicklung von Resistenzen beim Säugling im Falle einer Übertragung zu verhindern.
Zusammenfassend zeigt die Studie, dass die Mengen an antiretroviralen Medikamenten, die ein Säugling zu sich nimmt, gering sind und keine Gefährdung darstellen. Eine hohe Therapietreue der Mutter ist von grösster Bedeutung, um die Entwicklung von Resistenzen beim Säugling im Falle einer HIV-Übertragung zu vermeiden.