Telomerlänge und Herzinfarktrisiko bei Menschen mit HIV. Clinical Infectious Disease
Heutzutage haben Menschen mit HIV dank der hochwirksamen antiretroviralen Therapie ungefähr die gleiche Lebenserwartung wie Menschen ohne HIV. Das Risiko von altersbedingten Erkrankungen wie Schlaganfall, Diabetes mellitus, Osteoporose und koronarer Herzkrankheit scheint allerdings erhöht.
Die Telomere (ein Bestandteil unserer Chromosomen) verkürzt sich auf natürliche Weise im Verlaufe des Lebens und scheint so ein biologischer Marker für den Alterungsprozess zu sein: Kürzere Telomerlänge erhöht das Herzinfarktrisiko in der Allgemeinbevölkerung. Wichtig: Menschen mit HIV haben im Vergleich mit Menschen ohne HIV eine kürzere Telomerlänge. Am ehesten werden die Telomere ganz am Anfang bei der HIV Ansteckung durch den grossen Stress auf das Immunsystem deutlich kürzer. Die Schweizer Forschung zeigt aber auch, dass eine wirksame antiretrovirale Therapie die Telomerverkürzung deutlich verlangsamt.
In dieser Studie wurde untersucht, ob kurze Telomere auch bei HIV das Herzinfarktrisiko erhöhen. Die Forschenden haben dazu die kardiovaskulären Risikofaktoren wie Rauchen, Blutdruck, Cholesterin etc. korrigiert.
Es wurde die Telomerlänge bei insgesamt 1’078 Personen aus der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie (SHCS) gemessen. Dabei wurden 333 Personen mit Herzinfarkt und 745 ohne Herzinfarkt verglichen.
Es konnte gezeigt werden, dass Personen mit den längsten Telomeren («top 20%») ein halb so hohes Herzinfarktrisiko hatten im Vergleich zu den Personen mit den kürzesten Telomeren. Als Vergleich dazu erhöhten Rauchen und erhöhtes Cholesterin das Herzinfarktrisiko ebenfalls um etwa das Doppelte.
Zusammenfassend zeigt die Studie, dass die Telomerlänge ein unabhängiger und wichtiger Risikofaktor für das Entwickeln eines Herzinfarktes ist. Da eine starke Telomerverkürzung offenbar in der ersten Phase nach der HIV Ansteckung geschieht, unterstreicht dies erneut die Wichtigkeit der frühzeitigen Therapie mit antiretroviralen Medikamenten.